Blasmusik in Vimbuch

Ein Streifzug durch die Vereinsgeschichte

Vorgeschichte

Aus der Tradition der Volksmusik im Mittelalter entwickelte sich auch in unserem Raum ein vielfältiges Musikleben, das seine Ursprünge in den Gruppen der Stadtpfeifer, der Blasmusik der Türmer, den Hornsignalen der Jäger, der militärischen Musik, der Musik der Zünfte und den Erscheinungsformen der religiösen Musik hat.

Schon vor 1900 wurde von Männern in unserem Raum eifrig Musik betrieben, sogenannte „wilde Kapellen” in Stärke von 6 - 8 Mann fanden sich zusammen und spielten zu mannigfachen Gelegenheiten. Solche losen Verbindungen bestanden im vorigen Jahrhundert zwischen Vimbuch und Balzhofen und hierbei ist besonders die Familie Hönig zu nennen, die mit ihrer musikalischen Begabung zu einer Zelle des Vimbucher Musikvereins wurde.

 

Die Gründung

1902/03 taten sich 7 Musiker zu einer Kapelle zusammen und begannen, regelmäßig zu proben. Eines ihrer Mitglieder, Anton Regenold kam auf die Idee, einen Musikverein ins Leben zu rufen. Am 6.11.1904 fand die Gründung des Musikvereins statt, am 27.11.1904 war die offizielle Gründungsversammlung.

  

   Die Kapelle bestand aus nachfolgend aufgeführten Herren:

  Franz Knebel              1.Trompete und Dirigent

  Ignaz Hönig                Baß (ehem. Leibgardist)

  Anton Regenold          Bariton

  Karl Friedr. Bechtold   2. Trompete

  August Seifermann     B-Horn

  Gustav Lienhart          Es-Horn

  Anton Krampfert         Es-Horn

  Josef Krampfert          Tambour

  Otto Regenold            Es-Horn (ehem. Leibgardist)

  Wilhelm Friedmann     Trompete

  Leopold Hönig            Tenorhorn

 

Mit 6 Mann wurde Tanzmusik gespielt, während die übrigen mit der Organisation (Geldeinsammeln etc.) beschäftigt waren.

Josef Knebel bekleidete das Amt des 1. Vorstandes von 1904 bis 1906. Korbmacher Franz Knebel war der 1. Dirigent des Musikvereins bis 1906 Ludwig Bräunlich, ein Berufsmusiker aus Baden-Baden, als Leiter verpflichtet wurde. Die Proben fanden bei den aktiven Musikern jeweils reihum statt, jedes Mitglied hatte pro Probe 50 Pfennig, dann 1 Mark als Honorar an den Dirigenten zu zahlen, dazu 1 Flasche Bier.

Nach Gründung des Vereins spendete die Gemeinde Geld für Instrumente. Der Wirkungskreis der Kapelle war örtlich begrenzt. Auftritte in Balzhofen, Weitenung oder Leiberstung waren noch relativ selten. Das Repertoire der Kapelle setzte sich hauptsächlich aus Walzern, Rheinländern, Schiebern, Mazurken und Märschen zusammen.

Einige beliebte Stücke der damaligen Zeit: „Waldshuter Schützenmarsch“; „Gruß ans Liebchen“ (Mazurka); „Des Siegers Heimkehr“ (Marsch).

 

Zeit um 1. Weltkrieg

Unter der Vorstandsführung von Anton Regenold, der die Geschicke des Vereins von 1906 bis 1939 leitete, begann eine aufstrebende Entwicklungsphase, die 1914 jäh durch den 1.Weltkrieg unterbrochen wurde. Am 2.Tag der Mobilmachung mußten die Musiker einziehen. Ein paar Monate vor Kriegsausbruch war der Gesangverein Vimbuch ins Leben gerufen worden und beide Vereine wurden nun abrupt in ihren Entfaltungen unterbrochen.

3 aktive Musiker fielen im Krieg:

  Franz Knebel  †

  Karl Friedrich Bechtold  †

  Albert Fritz  †

 

Gleichzeitig im November 1919 wurden Musik- und Gesangverein wieder gegründet, die Generalversammlungen wurden von da an gemeinsam immer am Sonntag Nachmittag abgehalten, bis die Regelung aus organisatorischen Gründen 1966 geändert wurde. Gemeinsam bis zum Jahre 1972 wurden auch nach dem Krieg die jährlichen Musik- und Gesangvereinsfeste abgehalten.

 

Von 1919 bis 1927 spielte die Kapelle unter wechselnden Dirigenten. Ab 1919 übernahm August Walter, ein Landwirt und Schnapsbrenner aus Müllhofen die Leitung. Er hatte 6 Kinder, mit denen er eine eigene Familienkapelle bildete. In dieser Zeit dirigierte auch Max Lembecker, ein Straßenmusikant aus Sachsen die Kapelle. 1924 – 1927 leitete August Hönig, ein heimischer Maurer, die Musiker. Querelen und interne Schwierigkeiten führten dann zu einer Krise im Verein, verständlich wohl auch aus der unsicheren politischen Lage der damaligen Zeit, die in der Ära der Weltwirtschaftskrise und der Massenarbeitslosigkeit tief in das persönliche Leben von Millionen einwirkte. In dieser schwierigen Zeit trat ein Mann an die Spitze der Kapelle, der ihr musikalisches Image für Jahrzehnte prägen sollte: Josef Friedmann. Seit dem Spätjahr 1919 gehörte er als aktiver Musiker, erst als Bassist, dann als Klarinettist, der Kapelle an. Uneigennützig, ohne Honorarforderungen stellte er seine Kraft und sein Können in den Dienst der Musik, er bildete Zöglinge aus schulte und leitete die Kapelle.

 

Ab Januar 1927 übernahm er als Dirigent die Kapelle. Am 13. Januar 1927 wurde dann ein Vertrag mit folgenden Musikern abgeschlossen

Dirigent: Josef Friedmann

Franz Gartner, Josef Burkart II, Karl Kistner,

Eugen Krampfert, Rudolf Hönig, Alfred Regenold, Anton Eckerle,

Wilhelm Hönig, Josef Zink, Alois Lienhart, Otto Metzinger,

Leo Regenold, Alfons Regenold, Albert Friedmann, Albert Hönig,

Josef Lienhart, Josef Röll, Karl Friedmann, Franz Regenold


Am 25.Mai 1929 schließen sich noch folgende Musiker an: Friedrich Regenold, Rudolf Fritz, Karl Lienhart, Leo Royal und Heinrich Krampfert. In der Zeit der Querelen waren auch einige Musiker aktiv bei der Stadtkapelle Bühl tätig.

Auch die ersten passiven Mitglieder Karl Burkart, Alois Friedmann, Gustav Lienhart, Ignaz Regenold und Otto Regenold konnte der Verein in seiner Mitte willkommen heißen.

 

Zusammenschluss Yburg-Windeck

Nach dem 1. Weltkrieg begannen mit zunehmender Motorisierung die Kapellen über den eigenen Kirchturm hinauszuschauen. Die bisher gepflegte Tradition der sogenannten Gartenfeste begann einer Entwicklung der nachbarschaftlichen Beziehungen von Kapellen zu weichen. So nahmen Feste ortsübergreifenden Charakters ihren Anfang, zu denen man weitere Musikvereine einlud. Folgerichtig ergab sich aus dieser Neuorientierung eine weltoffenere Haltung, die logischerweise 1932 zur Gründung der Yburg-Windeck Gruppe führte. Am 17. Januar 1932 trat dann der Verein dem „Bund Südwestdeutscher Musikvereine e.V.“ bei.

Der Vorstand des Vimbucher Musikvereins Anton Regenold war einer der Mitbegründer des Musikverbandes und einer der ersten Vorsitzenden von 1933 – 1939.

Der „Musikverband Yburg-Windeck“ (Mitglied des Bundes Südwestdeutscher Musikvereine e.V.) beschloß am 19.3.1933 seine erste Verbandssatzung in Vimbuch. 

 

Der Gesamtvorstand setzte sich wie folgt zusammen:

  1. Vorsitzender     Paul Zimmermann, Bühlertal

  2. Vorsitzender     Anton Regenold , Vimbuch, 
  Schriftführer          Karl Albiez, Bühlertal

  Kassier                  Heinrich Wittum, Steinbach

 

Die Verbandssatzung hatte in § 3 folgenden Wortlaut:

Mitglied des Verbandes kann jede Musikkapelle werden, die mindestens 10 aktive Mitglieder zählt und sich in der Pflege der Volksmusik betätigt. Streichorchester, Mandolinen -, Mundharmonika -, Ziehharmonika – und Jazzorchester werden in den Verband nicht aufgenommen.

 

1935 fand zum erstenmal ein Bezirksmusikfest in Vimbuch statt. 15 Kapellen mit mehr als 400 Musikern waren daran beteiligt und die Annalen sind voll der Begeisterung über dieses erste musikalische Großereignis in unserem Ort.

 

Zeit um 2. Weltkrieg

Die erste Musikeruniform wurde im Jahre 1930 angeschafft, was aus einer Rechnung der Fa. Albert Hilbert aus Rastatt vom 15. Februar 1930 hervorgeht. Eine Musiker-Joppe (damalige Artikelbezeichnung) kostete 34,80 Reichsmark. Die Uniform bestand aus grünem Tuch mit Achselschnüre und einer Musikermütze mit angebrachter Lyra. Die Kosten für die Hosen hatte jeder Musiker selbst zu tragen. Die Kapelle trat am 23. März 1930 anläßlich der Primiz des Hochw. Herrn Pfarrer Fritz Hönig erstmals einheitlich gekleidet auf.

Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges mußte die Kapelle ihre Tätigkeit einstellen. Der unselige Krieg hatte einschneidende Wirkung auf das kulturelle Leben des Ortes. 9 aktive Mitglieder fielen oder wurden vermißt:

Erich Kistner  †; Anton Eckerle  †; Otto Hönig  †;
Walter Kistner  †; Fritz Regenold  †;  Otmar Graf  †;
Eugen Krampfert  †; Franz Regenold  †; Otto Müll verm.

 

Nachkriegszeit

Nach Kriegsende wurden die Vereine von der Besatzungsmacht Zwangs aufgelöst, die Instrumente konfisziert.  In dieser bewegten Zeit und in den darauffolgenden Jahren zeigte der damalige Bürgermeister Otto Reith viel Zivilcourage und half mit die Schwierigkeiten zu überwinden. Unter anderem galt es eine Genehmigung von der Besatzungsmacht einzuholen, die das Tragen von Uniformen erlaubt. Im April 1946 fanden sich aktive Musiker unter der Leitung des Dirigenten Josef Friedmann erstmals wieder zusammen und begannen mit dem Neuaufbau. Am 23. Mai 1947 fand die Widergründungsversammlung statt, nachdem zuvor viele schwierige Verhandlungen mit den Besatzungsbehörden geführt werden mußten. Zum 1. Vorstand wurde Josef Lienhart bestimmt, der die Geschicke des Vereins bis 1967 leitete. Am 12. Mai 1948 wurde durch das Landratsamt das Tragen von Mützen genehmigt. Die Genehmigung hatte folgenden Wortlaut: „Die Militärregierung hat mit Verfügung vom 10.4.1948 Nr. 2943 den Mitgliedern des Musikvereins Vimbuch das Tragen der Mützen, deren Muster am 5.5.1948 durch den Vorstand des Vereins dort vorgelegt wurde, genehmigt. Dem Vorstand des Musikvereins Vimbuch ist von dieser Entschließung Kenntnis zu geben“. Das Schreiben war an das Bürgermeisteramt Vimbuch gerichtet. Mit Schreiben vom 3. März 1949 an das Bürgermeisteramt Vimbuch wurde unter der Genehmigungsnummer 1035 durch die Französische Militärregierung auch das Tragen von Uniformen erlaubt.

 

Einer der nächsten Höhepunkte war die Organisation der Feier zum 50-jährigen Bestehen des Vereins im Jahre 1952. Eigentlich wäre erst im Jahre 1954 das 50-jährige Jubiläum zu feiern gewesen aber einige Unstimmigkeiten über das Jahr der Vereinsgründung führten dazu, daß man schon im Jahre 1952 das Jubiläum beging. Auch bei der Durchführung des 60-jährigen Jubiläums im Jahre 1963 hatte man noch nicht das richtige Jubiläumsjahr gewählt.

Nachdem das Tragen von Uniformen nach Ende des zweiten Weltkrieges wieder erlaubt war trug man auch wieder die alte grüne Uniform. Die Uniformen waren zu diesem Zeitpunkt schon 20 Jahre alt und zum Teil abgenutzt. In diesen wirtschaftlich schweren Zeiten ergänzte man die Uniformen durch Neukauf was aber im Jahre 1954 aufgegeben wurde, da die Zahl der Musiker erheblich angestiegen war und sich der Verein neue Uniformen finanziell nicht leisten konnte.

So präsentierte sich der Verein von 1954 – 1958 mit einheitlicher Musikermütze, Krawatte und einem weißen Hemd sowie schwarzer Hose als Uniform.

1958 wurden die Musiker von der Gemeinde Vimbuch mit neuen Uniformen ausgestattet die man dann bis zum Jahre 1974 getragen hatte.

 

Entwicklung des Vereines

Im Jahre 1974 beschaffte der Verein sich dann selbst die ersten Uniformen Dank großzügiger Spenden von Firmen und der Bevölkerung. Im Jahre 1983 wurden die heutigen Uniformen angemessen, um sie rechtzeitig zum 80-jährigen Jubiläum im Jahre 1984 der Öffentlichkeit vorstellen zu können. Konzertreisen in die Schweiz nach Mellingen und Leukerbad/Wallis und ins benachbarte Elsaß nach Drusenheim, Mommenheim, Marmoutier ließen die Kapelle über die Grenzen ihrer engeren Heimat bekannt werden.

Mit der Umstrukturierung Vimbuchs von einer ländlichen Gemeinde überwiegend agrarisch orientierter Bevölkerung zur Wohngemeinde mittelstädtischen Charakters begann auch ein neuer Abschnitt in der Entwicklung des Musikvereins. Durch Zuzug einiger Musiker des Südwestfunks erhielt der Verein neue Impulse.

Durch den hohen Standard einiger professioneller Blasmusikvereinigungen in unserem Gebiet wurden als Folge daraus auch die Anforderungen an die Laienkapellen größer. Natürlich bringt dies Probleme für Musiker und Vereinsführung mit sich, es muß aber dankbar vermerkt werden, daß sich Berufsmusiker bereit fanden und bereit finden, ihr Können und ihre künstlerischen Ambitionen den Kapellen zu vermitteln. In der Amtszeit ihres 1. Vorsitzenden Josef Frietsch von 1967 – 1971 übernahm 1967 Horst Schneider, berühmter Oboist des Südwestfunks, die Kapelle und führte sie bis 1971.

Nach seinem Wegzug trat Erich Seiler, Solopauker beim Südwestfunk, an seine Stelle und leitete die Kapelle bis Anfang 1974. Bald fand sich in Kurt Sauter ebenfalls vom Südwestfunk ein Nachfolger, der in der Zeit seiner Tätigkeit den Musikern wertvolle Impulse gab. Er vermittelte den Musikern 1973 ihr erstes Fernsehengagement. In der Fernsehserie „Die Powenzbande“, Ausstrahlungstermin Herbst 1974, traten die Musiker in historischen Kostümen als Feuerwehrkapelle auf.

Das gute Verhältnis zwischen Laien- und Berufsmusikern wird auch dadurch dokumentiert, daß der Kapelle schon einige Musikstücke gewidmet wurden:

„Vimbucher Marsch“ und „ Vimbucher Fanfaren“ von Horst Schneider,

„Vimbucher Bauernpolka“ von Rolf Schneebiegl.

Das 70-jährige Bestehen wurde im August 1974 groß gefeiert und stellte einen großartigen Beweis der Attraktivität der Blasmusik dar.

 

1975 übernahm Horst Rottmann, Lehrer aus Vimbuch die musikalische Verantwortung für den aus gesundheitlichen Gründen ausscheidenden Kurt Sauter. In Zusammenarbeit mit dem tüchtigen Vizedirigenten und Jugendausbilder Hans Neuchel erweiterte er die Kapelle auf über 40 Mitglieder und nahm zum erstenmal weibliche Mitglieder auf. Hans Neuchel verstand, es eine Jugendkapelle aufzubauen, die sich Dank ihres hohen Ausbildungsstandes mit manch einer Seniorenkapelle messen konnte. Die Auftritte weit über das Verbandsgebiet hinaus spiegelten die Wertschätzung der Jugendkapelle in der damaligen Zeit wider. So wurden in den Jahren von 1975 – 1979 zu den Proben der Seniorenkapelle durchschnittlich noch jährlich zusätzlich 50 Proben mit der Jugendkapelle abgehalten. Als Höhepunkt der etwa 17 Mitglieder zählenden Kapelle darf man sicherlich den Auftritt 1978 im Weinbrennersaal des Kurhauses Baden-Baden ansehen wo man ein einstündiges Konzert gab, das mit gleichermaßen lang anhaltenden wie verdienten Beifall endete. Leider blieben dem Verein nur wenige Jugendliche erhalten, was sicherlich mit dem immer größer werdenden Freizeitangebot in der damaligen Zeit für die Jugend zusammenhing. 1971 wurde Heinz Weldle zum 1. Vorsitzenden gewählt. Am 27.4.1976 wurde der Verein in das Vereinsregister beim Amtsgericht eingetragen. Zuvor wurde die bestehende Satzung des Vereins vom 23.1.1955 überarbeitet.


Im Spätjahr 1979 trat Günter Krüger, Streichbassist beim Südwestfunk, die Nachfolge für den aus gesundheitlichen Gründen ausscheidenden Horst Rottmann an. Auch dieser mußte 1983 infolge Krankheit den Dirigentenstab an Günter Wolf abgeben, der die Kapelle mit großem musikalischem Erfolg bis 1997 leitete. Nachfolger von Günter Wolf wurde dann Harry Villinger. Es war seine erste Stelle als Dirigent die der aktive Musiker aus Obersasbach antrat. Musiker und Vorstand hatten ihm das Vertrauen ausgesprochen nachdem sich auch andere Kandidaten zum „Probedirigieren“ vorgestellt haben. Harry Villinger gelang es nahtlos das musikalische Niveau der Kapelle zu halten bzw. sogar zu steigern. Er bestimmt auch bis zum heutigen Tag den musikalischen Werdegang der Kapelle.

 

1981 übernahm Hans-Peter Krumholz das Steuer des Vereins, nachdem Heinz Weldle nach über 10 Jahren aus beruflichen Gründen das Amt abgeben mußte. In seiner Amtszeit wurde auch vom 22.-25. Juni 1984 das 80-jährige Jubiläum im Rahmen eines Zeltfestes am Sportgelände begangen. Beim Festumzug nahmen die Kapellen der Bezirksgruppe Yburg–Windeck teil. Als besondere Attraktion hatte man das Südböhmische Blasorchester „Budvarka“ aus der Tschechoslowakei verpflichtet. Das 90-jährige Jubiläum beging man dann im Rahmen eines Zeltfestes auf dem wahrscheinlich zum letzten Mal als Festplatz benutzbaren Sportgelände. Das Sportgelände (Hartplatz) steht im Rahmen einer durchgeführten Sanierung im Jahre 1999 als Festgelände nicht mehr zur Verfügung. Das 95-jährige Jubiläum wurde somit auch dann im kleineren Rahmen durchgeführt.

 

Im Jahre 2000 musste der Verein einen schmerzlichen Verlust hinnehmen. Am 20. Juli verunglückte auf dem Weg von seinem Wohnort Steinbach nach Vimbuch der erst 34-jährige aktive Musiker Jürgen Vollmer mit seinem Motorrad. Er zog sich dabei so schwere Verletzungen zu, dass er an diesen starb. Fassungslos und mit großer Trauer vernahmen Vorstandschaft, Dirigent und die aktiven Musikerinnen und Musiker sowie viele Menschen die Todesnachricht. Der Musikverein Vimbuch verlor nicht nur einen hervorragenden Musiker sondern auch einen stets hilfsbereiten guten Kameraden.

Hans-Peter Krumholz hat es bis 2002 verstanden, das Vereinsschiff über sämtliche Klippen sicher und gefahrlos zu steuern. Seinem persönlichen Einsatz und seinem Organisationstalent ist es zu verdanken, daß sich der Verein in der heutigen Zeit als gut strukturiert präsentieren kann. Im Jahr 2002 übernahm nach 35 Jahren mit Hans-Jürgen Burkart erstmals wieder ein aktiver Musiker als 1. Vorsitzender die Führung des Vereins. So ist es heute aber sicherlich bestimmt nicht einfach, die Geschicke des Vereins zu lenken, in einer Zeit der verschiedensten gesellschaftlichen Strömungen, des Pluralismus und der Vereinsamung des Menschen in der Massengesellschaft. Hier hat ein Verein die wichtige Aufgabe, nicht nur als Übermittler musikalischer Werke zu dienen, sondern sich auch als eine Stätte der Begegnung und der Kameradschaft der Mitglieder zu erweisen. Ein Verein kann dazu beitragen, das Leben menschlicher zu gestalten und der Vereinzelung entgegenzuwirken. Dies kann auch als Appell an die neuen Mitbürger unseres Ortes verstanden werden, sich dem Verein passiv oder aktiv anzuschließen.

 

Auch heute besitzt der Leitsatz noch Aussagekraft, den die Vereinsgründer bei der ersten Zusammenkunft auswählten und der die Vereinschronik beschließen soll:

NUR DURCH EINIGKEIT WIRD GROSSES GELEISTET    !!!

 

(Hans-Jürgen Burkart)

 

 

 

Anekdoten

 

Auszüge aus der Vereinssatzung, welche am 1. Jaunzar 1905 in Kraft trat

§ 7 Die aktiven Mitglieder verpflichten sich, den Proben pünktlich anzuwohnen und bei musikalischen Aufführungen, welche der Verwaltungsrat beschlossen hat, mitzuwirken.

§ 8 hatte folgenden Wortlaut: „Das Nichterscheinen bei Proben oder musikalischen Aufführungen wird mit 50 Pfg. bestraft. Nur Krankheit oder begründete Abwesenheit rechtfertigen das Versäumnis. Auch das zu spät kommen bei Proben wird mit 20 Pfg. bestraft.

§ 9 Jedes Mitglied verpflichtet sich bei seiner Aufnahme durch Namensunterschrift, dem Verein drei Jahre anzugehören. Nur Auswanderung ...........usw. Eigenmächtig Austretende verpflichten sich, 50 Mark in die Vereinskasse zu zahlen“.

§ 11 Anstoßendes, ärgerniserregendes Benehmen, grobe Verstöße gegen die guten Sitten, Zuwiderhandlungen gegen die Statuten oder grobe Beleidigungen gegen ein Vorstandsmitglied in seiner dienstlichen Stellung oder auch unter Umständen gegen andere Mitglieder, berechtigen den Verwaltungsrat zum Ausschluß eines Mitgliedes. Dem so ausgeschlossenen steht jedoch das Recht der Berufung an die Generalversammlung zu, welche dann endgültig über den Verbleib oder Ausschluß des Betreffenden entscheiden wird.


Fastnachtsmitwirkung

Die Kapelle spielte von 1932 bis zum Jahre 1979 alljährlich auch über die Fastnachtstage im Ort. Dabei spielte eine kleine Besetzung der Kapelle am Schmutzigen Donnerstag, Fastnachtssonntag oder Fastnachtsdienstag im „Gasthaus zum Engel“ zum Tanz auf. Nicht fehlen durfte in all den Jahren auch der Umzug durch das Dorf (die Dorfjugend folgend) am Fastnachtsdienstag.

42-mal zog man durch den Ort.

Start war immer im „Engel“, dann ging es durch die heutige Chorstraße, Bahnhofstraße, Vimbucherstraße bis zum nördlichen Ende und zurück bis zur Gärtnerei Regenold („ins Gärtners“). Dort war allgemeiner Abschluß.

Gespielt wurde eine Marschmelodie, die von Feurio Vimbi überliefert wurde mit dem Titel „ D Vimbier Mädle“. Hier ein Auszug aus dem Text (Teilmelodie aus dem Mainzer Narrhallamarsch).

Riz am Ba Riz am Ba

Morge fangt die Faßnacht an

Und was hawe d`Vimbier Mädle Kleidle an.

Riz am Ba Riz am Ba

Morge fangt die Faßnacht an

Und was hawe d`Vimbier Mädle Schlüpfle dran.

Riz am Ba Riz am Ba

Morge fangt die Faßnacht an

Und was hawe d`Vimbier Mädle Röckle an.

Riz am Ba Riz am Ba

Morge fangt die Faßnacht an

Und was hawe d`Vimbier Mädle Fältle dran.

Natürlich waren an der ganzen Umzugsstrecke einige Tankstellen aufgebaut, die man gerne in Anspruch nahm was dann auch prompt zu einigen personellen Ausfällen führte. Der Tätigkeitsbericht im Jahre 1968 berichtet folgendes: 27. Februar: Wie alljährlich wurden auch in diesem Jahr die tollen Tage mit dem Umzug am Fastnachtsdienstag beschlossen. Allerdings forderten das schlechte Wetter und die Gastfreundlichkeit der Bevölkerung schon frühzeitig ihre Opfer; und das war dann auch für das musikalische Niveau ausschlaggebend. Um solche Opfer zu vermeiden hatte man 1969 kurzerhand die Kapelle auf einen Wagen gesetzt, der von einem Traktor gezogen wurde. So gelangte die Mannschaft geschlossen und ohne jeglichen Ausfall ans Ziel.

In den Jahren zwischen 1950 und 1960 wurde der Umzug am Fastnachtsdienstag auch immer von fastnachtlich gekleideten Reitern begleitet. Einer dieser Reiter war der damalige Viehhändler und „Engel-Wirt“, eine an Körpergewicht nicht zu übersehende Person. So gelangte man auch, wie jedes Jahr, mit einigen Gläsern Most und Schnaps schon gestärkt, zu dem damaligen Bürgermeister Otto Reith. Hier machte man eine Pause um sich mit frischen Brezeln und natürlich geistig wertvollen Getränken zu stärken. Der „Engel-Wirt`“ war aber etwas träge und wollte nicht vom seinem Pferd steigen. Speis und Trank wurden ihm aber auch nicht im Hof gereicht. So entschloß er sich kurzfristig einfach in des Bürgermeisters Küche samt Pferd einzureiten. Er gab seinem Pferd die Sporen und auf ging es Richtung Küche. Das Pferd, durch seinen landwirtschaftlichen Einsatz mit Unebenheiten vertraut, folgte willig dem Auftrag seines Reiters. Da nahm das Unheil auch schon seinen Lauf, denn das Pferd war schon zur Hälfte im Flur als der Reiter mit seinem wohlgenährten Körper an der Haustür hängen blieb, diese aushängte, um sich auch noch zu gleicher Zeit den Kopf an dem Türrahmen zu verbeulen. Ergebnis dieses ungewöhnlichen Rittes war natürlich ein noch intakter Türrahmen aber ein ziemlich demolierter Kopf des Reiters. Erste Hilfe erfuhr er dann auf einem Bauernwagen liegend im Hof. Das Pferd dagegen blieb unverletzt und brachte seinen unverwüstlichen Reiter später auch wieder sicher nach Hause.